Mittwoch, 14. Mai 2014


"Parallele Gegensätze" - Karl Lagerfeld

Als ich von Karl Lagerfelds Ausstellung hörte, musste ich erst einmal stutzen, denn ich fragte mich: "Was stellt er denn aus? Ist der nicht Modedesigner?" Und so wurde ich aufmerksam auf seine Ausstellung "Parallele Gegensätze", die bis zum 11. Mai 2014 im Folkwang Museum Essen läuft.

Der Titel "Parallele Gegensätze" verwirrt zuerst. Ich dachte länger darüber nach, was damit wohl gemeint sein könnte. Vielleicht würde ich in der Ausstellung dazu irgendetwas Tiefsinniges finden. Als ich nun die Ausstellungsräume betrat, sah ich als erstes einen großen Schreibtisch, um den herum Unmengen von Büchern sich stapelten: Karl Lagerfelds Arbeitsplatz. Und in dem Moment wusste ich ein wenig mehr, worum es hier gehen sollte: um Karl Lagerfeld selbst.

Die Ausstellung umfasst 14 Räume und präsentiert eine Fülle von Lagerfelds Schöpfungen aus den verschiedensten Bereichen. Der größte Raum zeigt die Arbeit für Chanel. An den Wänden hängen Skizzen (zum Teil mit Lidschatten;, Make-Up und Tippex erstellt) und auf einem riesigen Laufsteg in der Mitte des Raumes werden die dazugehörigen Haute-Couture Kleider präsentiert. Zu dem Soundtrack der aktuellen Modeshow Chanels laufen Videoaufnahmen verschiedener Chanel Präsentationen. Ein sehr beeindruckender und ereignisreicher Raum. In einem weiterem Raum findet man Fotografien, die Lagerfeld von besonderer Architektur angefertigt hat - auch sie sind spektakulär und bilden Besonderheiten der Bauten im Detail ab. Dann gelangt man in einen Raum, in dem von Lagerfeld fotografierte Motive für Kataloge verschiedener Kollektionen ausgestellt sind. Er selbst sagt zu diesen Fotografien, er wolle die Schönheit abbilden. Und das ist ihm gelungen. Es ist die Schönheit von Details, die Schönheit in alltäglichen Momentaufnahmen, die nie wieder so wiederholt werden können, wie sie fotografiert wurden. Ein weiteres Wort ist mir eingefallen, als ich diese Bilder anschaute: Perfektion. Die Bilder haben keinen Fehler, hier hat also jemand etwas perfekt machen wollen. Die Gesichter, die Kleidung, die Haltung und der gesamte Hintergrund sind perfekt und harmonisch auf einander abgestimmt.
Aber nicht nur als Fotograf tritt Lagerfeld in dieser Ausstellung auf. Er präsentiert auch seine Plakatsammlung, die er seit 1960 führt. Darin hat er sich auf Reklameplakate aus Deutschland aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg spezialisiert. Er hält sie aufgrund ihrer durch moderne Drucktechniken entwickelten Bildsprache für Pop Art vor der eigentlichen Pop Art in den 60er-Jahren.
Am Ausgang findet man dann zum Abschluss Bücher, die Karl Lagerfeld seinen Besuchern zur Lektüre empfiehlt.

Die Ausstellung ist also facettenreich und ich glaube, dass es das ist, was der Titel "Parallele Gegensätze" vermitteln möchte. Es sind in Bezug auf Material, Wert und Anspruch verschiedenste Schöpfungen parallel zu einander ausgestellt, weil sie parallel in einem Menschen - Lagerfeld - existieren. Doch man würde nicht so schnell auf die Idee kommen, sie zusammen auszustellen. Sie sind also in dieser Beziehung "parallele Gegensätze"

Meiner Meinung nach ist die Ausstellung das Abbild eines Gesamtkunstwerks der einen Person - Karl Lagerfeld - und als solche ist sie meines Erachtens sehr gelungen und macht Spaß.

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