"Parallele Gegensätze" - Karl Lagerfeld
Als ich von Karl Lagerfelds Ausstellung hörte,
musste ich erst einmal stutzen, denn ich fragte mich: "Was stellt er denn
aus? Ist der nicht Modedesigner?" Und so wurde ich aufmerksam auf seine
Ausstellung "Parallele Gegensätze", die bis zum 11. Mai 2014 im
Folkwang Museum Essen läuft.
Der Titel "Parallele Gegensätze" verwirrt
zuerst. Ich dachte länger darüber nach, was damit wohl gemeint sein könnte. Vielleicht
würde ich in der Ausstellung dazu irgendetwas Tiefsinniges finden. Als ich nun die
Ausstellungsräume betrat, sah ich als erstes einen großen Schreibtisch, um den
herum Unmengen von Büchern sich stapelten: Karl Lagerfelds Arbeitsplatz. Und in
dem Moment wusste ich ein wenig mehr, worum es hier gehen sollte: um Karl
Lagerfeld selbst.
Die Ausstellung umfasst 14 Räume und präsentiert
eine Fülle von Lagerfelds Schöpfungen aus den verschiedensten Bereichen. Der
größte Raum zeigt die Arbeit für Chanel. An den Wänden hängen Skizzen (zum Teil
mit Lidschatten;, Make-Up und Tippex erstellt) und auf einem riesigen Laufsteg
in der Mitte des Raumes werden die dazugehörigen Haute-Couture Kleider
präsentiert. Zu dem Soundtrack der aktuellen Modeshow Chanels laufen
Videoaufnahmen verschiedener Chanel Präsentationen. Ein sehr beeindruckender
und ereignisreicher Raum. In einem weiterem Raum findet man Fotografien, die
Lagerfeld von besonderer Architektur angefertigt hat - auch sie sind
spektakulär und bilden Besonderheiten der Bauten im Detail ab. Dann gelangt man
in einen Raum, in dem von Lagerfeld fotografierte Motive für Kataloge
verschiedener Kollektionen ausgestellt sind. Er selbst sagt zu diesen
Fotografien, er wolle die Schönheit abbilden. Und das ist ihm gelungen. Es ist
die Schönheit von Details, die Schönheit in alltäglichen Momentaufnahmen, die
nie wieder so wiederholt werden können, wie sie fotografiert wurden. Ein
weiteres Wort ist mir eingefallen, als ich diese Bilder anschaute: Perfektion. Die
Bilder haben keinen Fehler, hier hat also jemand etwas perfekt machen wollen.
Die Gesichter, die Kleidung, die Haltung und der gesamte Hintergrund sind
perfekt und harmonisch auf einander abgestimmt.
Aber nicht nur als Fotograf tritt Lagerfeld in
dieser Ausstellung auf. Er präsentiert auch seine Plakatsammlung, die er seit
1960 führt. Darin hat er sich auf Reklameplakate aus Deutschland aus der Zeit
vor dem ersten Weltkrieg spezialisiert. Er hält sie aufgrund ihrer durch moderne
Drucktechniken entwickelten Bildsprache für Pop Art vor der eigentlichen Pop
Art in den 60er-Jahren.
Am Ausgang findet man dann zum Abschluss Bücher, die
Karl Lagerfeld seinen Besuchern zur Lektüre empfiehlt.
Die Ausstellung ist also facettenreich und ich
glaube, dass es das ist, was der Titel "Parallele Gegensätze"
vermitteln möchte. Es sind in Bezug auf Material, Wert und Anspruch verschiedenste
Schöpfungen parallel zu einander ausgestellt, weil sie parallel in einem Menschen
- Lagerfeld - existieren. Doch man würde nicht so schnell auf die Idee kommen,
sie zusammen auszustellen. Sie sind also in dieser Beziehung "parallele Gegensätze"
Meiner Meinung nach ist die Ausstellung das Abbild
eines Gesamtkunstwerks der einen Person - Karl Lagerfeld - und als solche ist
sie meines Erachtens sehr gelungen und macht Spaß.
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